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08.04.21
Überarbeitete EZB-Strategie muss Ausweg aus Negativzinsen aufzeigen
Berlin (ots) - Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte die Überarbeitung ihrer
geldpolitischen Strategie nutzen, um einen Ausstieg aus den Negativzinsen und
der unkonventionellen Geldpolitik zu ermöglichen, fordert der Bundesverband der
Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seiner aktuellen Studie
"Volkswirtschaft Kompakt". Derzeit verfolgt die EZB ein Inflationsziel von
unter, aber nahe zwei Prozent, welches in der mittleren Frist erreicht werden
soll. Die Inflationserwartungen für diesen Zeitraum verharren aber ungeachtet
negativer Zentralbankzinsen und umfangreicher unkonventioneller Maßnahmen
deutlich unter dem angestrebten Ziel.
"Die EZB sollte im Rahmen ihres Strategieprozesses ein durchschnittliches
Inflationsziel ins Auge fassen, bei dem nach Phasen eines besonders geringen
Preisanstiegs, wie er in den vergangenen Jahren zu beobachten war, eine
vorübergehende Überschreitung des Inflationsziels toleriert wird. Als Folge
würden niedrige Notenbankzinsen bei höheren Inflationserwartungen die Konjunktur
ankurbeln und die Wachstumserwartungen im Euro-Währungsgebiet stärken. Dies
könnte den notwendigen Ausstieg aus der Negativzinspolitik und eine Rückführung
der Anleihekäufe ermöglichen. Negativzinsen und hohe Anleihekäufe befeuern nicht
nur die Aktien- und Immobilienmärkte, sondern sie belasten zugleich Banken, die
auf das traditionelle Einlagen- und Kreditgeschäft ausgerichtet sind und mit
ihrer regionalen Verankerung eine zentrale Rolle bei der Finanzierung des
Mittelstands spielen", so BVR-Vorstand Gerhard Hofmann.
Im Rahmen ihres Strategieprozesses sollte die EZB auch eine Berücksichtigung der
Preise für selbstgenutzten Wohnraum in Erwägung ziehen. Wohnkosten beeinflussen
die Inflationsentwicklung in besonderem Maße. Im geldpolitisch relevanten
Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) wird ihnen jedoch nur ein
vergleichsweise geringes Gewicht zugemessen, da die Kosten für selbstgenutztes
Wohneigentum in diesem Preisindex nicht berücksichtigt werden.
Die aktuell diskutierte aktivere Rolle der EZB in der Industriepolitik, etwa
durch eine bevorzugte Behandlung "grüner" Banken und Wertpapiere im Rahmen von
Refinanzierungsgeschäften und Anleihekäufen, sieht der BVR kritisch. Den bisher
gültigen Grundsatz der Marktneutralität sollte die EZB nicht ohne Not aufgeben.
Die neue Studie des BVR ist im Internet unter http://www.bvr.de/ ,
Publikationen, Volkswirtschaft abrufbar .
Pressekontakt:
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR)
Melanie Schmergal, Abteilungsleiterin Kommunikation und
Öffentlichkeitsarbeit / Pressesprecherin
Telefon: (030) 20 21-13 00, mailto:presse@bvr.de, http://www.bvr.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/40550/4883967
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